Auri goes Western Teil II

Auri ist entspannt – ich auch, noch …

Eigentlich hätte ich zu Hause bleiben müssen, da mein Arm ja in Gips war. Ich habe mir aber gedacht, dass Führen auch mit einer Hand geht und reiten musste ich ja nicht unbedingt. Also habe ich den Extreme Trail Kurs in Stade nicht abgesagt.

Wir waren so ungefähr 16 Pferde-Mensch Paare. Die Kursleiter Nicole und Roger Rahn haben zunächst eine kurze Knotenhalfterkontrolle gemacht, die ich bestanden habe 😉 ich habe natürlich vorher Youtube gefragt, nur zur Sicherheit *grins*

Nach einer kurzen Einführung haben wir unsere erste Aufgabe bekommen, nach der wir dann in zwei Gruppen eingeteilt wurden. Diese erste Aufgabe war in meinen Augen einfach – in Richtung zweier parallel liegender Holzstücke führen, vorher halten, dann wieder antreten bis zu einer gedachten Linie da halten, rückwärts bis wir wieder am ersten Punkt sind dort drehen nochmal halten und fertig. Offenbar hatte jeder eine andere Vorstellung davon, was gemeint war und obwohl ich mir sehr sicher war, es in der oben genannten Reihenfolge richtig zu machen war das vernichtende Urteil – keiner hat zugehört und daher hat es auch keiner richtig gemacht. Entweder irgendein Halten vergessen oder nicht exakt am Haltepunkt angehalten – hätte ja auch die Kante eines Canyons sein können und ups dann geht’s schon bergab wenn man 10 cm zu spät hält.
Also nochmal das ganze – die Gruppe schon deutlich verunsichert. Auri hielt diesmal etwas vor der Linie und ich habe sie an der Brust angetippt, damit sie einen Schritt zurück geht – das wars dann – meine erste Lehrstunde begann:
Roger: „wieviel wiegt wohl dein Pferd?“
ich: „na so 600-700 Kg“
Roger: „und Du meinst du kannst 600 KG durch schieben bewegen“
ich: „Nein, war auch nicht meine Absicht“
Roger nimmt mir mein Tau aus der Hand stellt sich vor Auri, die sehr entspannt unserer Unterhaltung gelauscht hat. Bis jetzt, denn unvermittelt stößt Roger seine Finger an ihre Nüster. Auri fährt hoch und schaut skeptisch, ich weiß nicht ob es weh getan hat, auf jeden Fall wars unangenehm. Nächster Schritt Roger wedelt mit dem Endes des Strickes vor Auri herum bis sie mit weggedrücktem Rücken zurück geht. Er holt sie wieder vor, vertrauensvoll wie sie ist, kommt sie auch – ich hätte nichts anderes erwartet – dann nochmal zurück, jetzt weiß sie schon was kommt und reagiert etwas schneller.
Soweit so gut.

Was habe ich gelernt

  • Westermenschen bewegen ihre Pferde anders, durch wedeln – und wie ich später lernen werden durch in die Augen schauen und Körperhaltung

Ich gehe seit mehr als 40 Jahren mit Pferden um, und ich bewege meine Pferde durch antippen, z.B. in der Stallgasse –> gehe mal zur Seite = leichtes antippen an Hals oder Bauch oder kurz die Hand heben – das ganze aber stressfrei, ich brauche nicht erst die Aufmerksamkeit des Pferdes auf mich ziehen, da es mich ja sieht.
Ich finde das Kopf hochreißen und Wegdrücken des Rückens beim „wedeln“ irgendwie unschön.

Der Chef nimmt sich Auri an

Meine 2. Lekion

Das Pferd muss neben mir gehen und nicht hinter mir her – schwierig für mich, mehr als für Auri die es ziemlich schnell kapiert

Ich habe gelernt der Pferdekopf ist auf Schulterhöhe, man schaut gerade aus und das Pferd folgt – so lief das bisher. Ich gehe neben Auri her und sie ruhig daneben oder knapp dahinter.

Aber ich bin lernfähig, da die Pferde die Hindernisse alleine gehen, oft auch in größerem Abstand und man dabei vorne und hinten im Blick haben muss ist das durchaus sinnvoll, auf Schulterhöhe zu sein … aber … nicht so einfach, schließlich mache ich es seit Jahren anders.

Ich habe gelernt – Westernreiter reiten immer in Vollausstattung

Meine 3. Lektion – sei einfühlsam

Nun habe ich mir das angesehen und gehört, da bekommt das Pferd eine an die Nase für die Aufmerksamkeit, da wird am Knotenhalter geruckelt, wenn das Pferd nicht mitspielt auch ordentlich gewedelt mit dem Strickende oder durch, ich nenns mal touchieren der Hinterhand, motiviert.

Nun bin ich dran. Auri geht über die kreuz und quer liegenden Äste und soll sich danach umdrehen, ich ruckel am Halfter, für Aufmerksamkeit weil sie sich drehen soll (ich dachte das soll so) und bekomme meine ersten Einlauf „ Das Pferd hat alles brav gemacht, womit hat sie nun das brutale Ruckeln verdient“ – Mist, ich habe sofort ein schlechtes Gewissen. Ich glaube ich bin überfordert – alles was bisher galt, ist irgendwie anders.

Der Chef nimmt Auri nochmal

Sie ist nicht so ganz bei der Sache – versteht wahrscheinlich nicht warum sie genau so über die Stöcker laufen soll. Wenn man einen Schritt zur Seite macht ist es viel bequemer. Der Chef legt sich mit ihr an, und Auri zeigt was in einem Trakehner steckt und deutet so ein wenig Steigen an, da ich ja nun weiß, dass sie das auch richtig kann – konnte ich das nicht ernst nehmen, alle anderen waren aber ziemlich beeindruckt, wie Roger mein wildes Pferd händeln konnte 😉
Nun denn, am Ende ist sie gut wenn auch etwas gelangweilt über die Äste marschiert und auch über das Knisterbeet – viele kreuz und quer liegende Äste – das kannte sie schon aus dem Wald.

Meine 4. Lektion

Die Lektion hat mal Spaß gemacht – Auri geht Stufen hoch, oben auf dem Podest soll sie sich drehen auf einer Fläche von ca. 1 qm.
Nun lerne ich wie ich mit meinem Körper und Blick das Pferd bewege, das ist natürlich praktisch, wenn man z.B. auf einem Wanderritt ein Pferd auch aus der Entfernung so bewegen kann. Es hat mit Auri erstaunlich gut geklappt. In diesem Moment denke ich – hm, gar nicht so schlecht, vielleicht sollte ich mal eine Kurs machen, bei dem uns das von Anfang an erklärt wird.

So wars natürlich nicht, es ging nur über zwei Stufen auf ca. 40 cm höhe

Zwischenspiel am Rande

Eine Teilnehmerin machte am Nachmittag nicht mehr mit, auf unsere Nachfrage sagt sie, sie dürfe nicht, weil ihr Pferd sich unkooperativ gezeigt hat und es zu gefährlich sei. Wir sprachen mit ihr darüber, das bemerkte der Chef und fragte, was es denn da zu reden gebe und wenn, dann doch bitte mit ihm direkt. Das tat die Teilnehmerin, sie hätte viel Geld für den Kurs bezahlt und findet es nicht in Ordnung, dass sie nicht mehr teilnehmen darf. Und jetzt wird es interessant … wenn das Pferd wirklich zu unkooperativ war, könnte ich es verstehen – aber .. es stellte sich heraus, dass die Teilnehmerin schon bei der Knotenhalfterkontrolle die Kompetenz von Roger durch Widerworte oder Nachfragen in Frage gestellt hat – das war der Knackpunkt – so etwas hat er nicht nötig u.s.w.
Hm, gut das ich es nicht war – auf so eine Tour hätte man mir nicht kommen dürfen, ich hätte auf jeden Fall mein Geld zurück verlangt. Ich habe nur diesen Austausch mitbekommen und finde, dass ein Trainer souveräner mit so einer Situation umgehen muss.

Fazit

Meine Vorstellung: Wir führen und Reiten die Pferde über die Hindernisse.

Das haben wir auch gemacht aber ganz anders als ich gedacht hatte. Grundsätzlich ist an dieser Art mit den Pferden umzugehen nichts auszusetzen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich das wirklich will – es ist in vielen Teilen so anders, als dass, was ich seit 40 Jahren erfolgreiche mache.

Letztendlich müsste ich dann mein Verhalten insgesamt ziemlich umstellen, und das konsequent, da das Pferd ja sonst gar nicht mehr weiß woran es ist.

Kann und will ich das wirklich?

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