Corona Alternativprogramm – Auri erste Wanderreiterfahrung

Der erste „autonome“ Wanderritt mit Auri

Corona zwingt zu alternativen Ideen. Eigentlich wäre ich jetzt auf Kreta wandern und Strand … Da das nicht geht, habe ich nach etwas gesucht, dass ich quasi vor Ort machen kann. Herausgekommen ist ein erstes Wanderreittraining mir Auri.
Der Plan: Vom Stall zu mir in den Ort reiten und dort auf einer Wiese übernachten
Die Vorbereitung:

  • Fragen, ob es klar geht, eine Nacht auf der ausgesuchten Wiese zu verbringen
  • Paddock abzäunen
  • Rucksack vorpacken
  • Test der Wanderreitschabracke mit dem Dressursattel (den Wanderreitsattel habe ich noch nicht auf Auri probiert und ich wollte nicht alles neu machen)
  • Route planen

Für die Route hatte ich ca. 19 km für den Hinweg geplant, den Rückweg etwas kürzer (13 km), da es Auris erste längere Tour ist. Für 20 km brauche ich etwa 3 Stunden, so sind wir um 16.00 Uhr losgeritten, mit dem Ziel gegen sieben am Endpunkt anzukommen.

Es geht los

Am Vortag war es noch schon sonnig und mild, heute erwartet uns auch Sonne aber ein sehr kalter Nord-West-Wind, der so in die Büsche schlägt, dass Auri auf den ersten 200 Metern etwas nervös nach rechts und links schaut. Nach ca. 1 km verlassen wir das gewohnte Ausreitgebiet und müssen eine ganze Zeit an der Straße reiten, allerdings auf breitem Grünstreifen neben einem Radweg. Auri ist 100% verkehrssicher, was sich heute wieder zeigt, egal ob Motorräder, LKW’s oder klappernde Anhänger, sie geht ruhig im Schritt weiter. Rechts und links des Weges erstreckt sich Moor mit Birkenwäldern, die jetzt mit einem grünen Hauch überzogen sind, das versüßt uns die Strecke an der Hauptstraße.

Endlich geht es links ab in die Felder, der Weg ist leider mit groben Schotter befestigt, so dass wir im Schritt bleiben müssen. Nach 500 m  wird es besser und wir können traben. Auri hat schon drauf gewartet. Die Satteltaschen, die fest mit der Schabracke verbunden sind, sind etwas in Bewegung, das stört Auri nicht (Gewicht je Seite ca. 1 KG, Futter, Putzzeug, Wasser für mich).

Ab und an begegnen uns unheimlich Sachen, Reifenhaufen, Rastplätze … Auri bleibt dann stehen und meint, wir sollten da nicht vorbei gehen, viel zu gefährlich! Ich bin der Meinung, dass sie mutig sein soll, ich will nicht absteigen und vor gehen. Auri braucht einen kleinen Moment und entschließt dann, dass sie weiter gehen kann. Als erstes Hindernis hatte ich in der Planung die Ostebrücke ausgemacht, allerdings muss ich schon kurz vorher absteigen. Wir kommen an eine Pferdeweide mit drei Pferden, die sich ziemlich aufplustern und neben uns am Zaun entlang steppen. Stacheldraht an der Pferdeweide und auch auf der anderen Seite des Weges, der Weg selbst knapp zwei Meter breit und Auri fängt auch an zu steppen, das ist mir zu gefährlich. Ich steige ab und führe. Da die Ostebrücke vor uns liegt, führe ich direkt weiter. Das ist glaube ich gut, nicht nur, dass die Brücke sehr hohl klingt beim drüber gehen, auch die Pferde wiehern uns nach und Auri antwortet lauthals. Ich führe also noch ein Stück, bis sich alle wieder beruhigt haben und dann geht es weiter auf wunderbaren Waldwegen. Auri ist die ganze Zeit motiviert und wir können einige schöne Strecken galoppieren. Mir wird langsam kalt, der Wind hat es in sich und ich bin froh, dass nur noch ein paar Kilometer vor uns liegen. Zwei weitere Brücken werden von Auri vorsichtig überquert

Moorbirken am Wegesrand

Schöne Waldwege

Nutria

Eine unheimliche Begegnung

Ein Nutria sitzt auf einer Wiese, sieht uns und springt ins Wasser bei einer kleinen Bachüberquerung. Auri schaut verwundert, vor allem weil das blöde Vieh genauso neugierig ist und nicht untertaucht, sondern neben der Überquerung des Baches seine runden im Wasser zieht. Fressen Nutrias Pferde? Die sind ja größer als so mancher Hase. Ich kann Auri erklären, dass sie sich keine Sorgen machen muss und sie geht weiter. Als es hohl klappert über dem Bach, bekommt der Nutria nun doch Angst und verschwindet mit lautem Platschen. Auri fühlt sich bestätigt, die sind doch nicht so harmlos wie ich meine 😉
Entlang der Oste geht es auf das letzte Stück. Kurz vor sieben sind wir am Lagerplatz angelangt. Auri freut sich über das gute Gras, so dass ich kurz nach Hause gehen kann, um Rucksack und Hunde zu holen.
Eigentlich wäre ich da entspannter, aber das Weidezaungerät hatte am Vortag noch Batterie und heute dann nicht mehr 😮 – Auri ist eine Ausbrecherkönigin und ich habe Bedenken, dass sie nicht alleine bleibt.
So werde ich dann auch freudig begrüßt, als ich 10 Minuten später wieder ankomme.

Das Zelt ist schnell aufgebaut. Heute teste ich meine neue Isomatte, ein Geburtstagsgeschenk, dass ich mir gemacht habe (Thermarest xlite). Kakao aus dem Thermobecher und ein Schokoriegel sind mein Abendessen.
Auri schaut immer wieder in die Richtung, aus der wir gekommen sind. Rennt ab und an hin und her und scharrt am Ausgang – das ganze führt dazu, dass ich nur wenig schlafe, weil ich immer ein Ohr am Pferd habe.
Und mein Hund Akki ist nervös, sie hatte letztes Jahr eine Tritt von einem Pferd bekommen, seitdem misstraut sie diesen großen unheimlich Tieren. So wie Auri näher an unser Zelt kommt, wird Akki unruhig und drängt sich näher an mich. (meine ultraleicht Isoluftmatratze hält die Hundepfötchen Gott sei Dank gut aus). Shima hat die Ruhe weg, sie ist glücklich dicht bei mir zu liegen und rührt sich die ganze Nacht nicht.

Wer die Bekassine mal hören möchte:

Stimmen am Abend

Wir bleiben verschont von Rehgebelle und Wolfsheulen (hier lebt tatsächlich ein Wolfsrudel in unmittelbarer Nähe). Und auf einmal bin ich auf Island …. eine Bekassine ruft, der letzte Vogel am Abend und der erste am frühen morgen. Hätte ich nicht draußen übernachtet, wäre ich nie darauf gekommen, dass es an der Oste Bekassinen gibt. Das Geräusch ist für mich fest mit Island verbunden, dort hört man es jeden Abend

Um fünf Uhr weckt mich die Bekassine wieder, das ist mir noch deutlich zu früh. So bleibe ich eingekuschelt in meinem Schlafsack liegen und höre den Vögeln beim Morgenruf zu – der erste Kuckuck ist auch schon da. Um sechs gibt es Frühstück für Auri, sie ist froh, dass endlich etwas passiert. Ich packe meine Sachen zusammen, diesmal traue ich mich nicht vom Paddock weg, um alles nach Hause zu bringen, Auri signalisiert, dass sie nun wirklich los möchte.

Auri will los

Beim Satteln ist Auri ungeduldig und bekommt mecker. Ich führe das Pferd, die Hunde an der Leine und den Rucksack auf dem Rücken bis nach Hause, dort platziere ich den Rucksack und lasse die Hunde in den Garten. Auri kommt lieb mit und versteht nicht, warum wir jetzt nicht den Hunden in den Garten folgen.
Die ersten 15 Minuten führe ich Auri zum Einlaufen und Nachgurten. Unsere Stecke heute hat einen schönen Start und ein schönes Ende und dazwischen leider auch viel Straße. Das liegt am Huvenhoopsmoor, dass zwischen meinem Wohnort und dem Stall liegt und gesperrt ist.
Aufregend heute sind wieder ein paar Pferdebegegnungen, die wir aber gut überstehen. Nach der Asphaltstrecke können wir ein langes Stück galoppieren. Um halb neun sind wir zurück am Stall und Auri freut sich, dass sie zu ihren Mädels auf die Weide kann. Ich freue mich auf ein ausgiebiges Frühstück und bin froh, dass alles so gut geklappt hat.

Das motiviert mich Auri jetzt an den Wanderreitsattel und die Packtaschen zu gewöhnen. Vielleicht können wir dieses Jahr noch ein paar Ritte machen.

Rückweg auf der Straße

2 Antworten

  1. Corinna Beilharz sagt:

    So ein schöner Bericht, ganz toll!
    Liebe Grüße von Corinna

  2. Carsten sagt:

    Schöner Beitrag mit tollen Fotos. So kann man an zwei Tagen doch eine Menge erleben und muss dafür nicht einmal in den Flieger.

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