Reitweg Alsen 100 km Küstenweg in Dänemark

Und Schwubs sind wir in Dänemark

Auf den Reitweg Alsen bin ich per Zufall gestoßen, hatte die Tour aber coronabedingt zurückgestellt. Nun habe ich aber meine (nicht sehr wirksame aber schnelle) Impfung und die Zahlen gehen zurück. Also Planung aufgenommen und zwei Wochen später sitze ich im Auto gen Norden.
Die Insel Als liegt im Süden Dänemarks in der Ostsee und ich muss 300 km bis zu meinem Ziel fahren. Der Reitweg ist ausgeschildert und es gibt Shelter mit angrenzenden Paddocks für die Pferde. Das finde ich super spannend. Alle Infos zum Nachreiten und Planen findet ihr unten in der Infobox.
Hier nun erst mal mein Bericht und wer nicht lesen mag der schaut ins Video.

Mjanghøj – wir kommen am Abend an

Nur ein kleiner Stau hinter dem Elbtunnel hält uns auf sonst läuft es, auch an der Grenze werden wir einfach durch gewunken. Auri ist inzwischen reiseerfahren und stört sich nicht an der fremden Umgebung. Auf dem Paddock geht gleich die Nase ins Gras. Ich packe alles aus, bereite unser Abendessen zu und das Bettchen im Shelter. Die Hunde sind etwas verunsichert weil Auri ungehinderten Zugang zu uns hat, das nutzt sie auch aus und schaut was ich da so alles heran geschafft habe und ob noch irgendwo ein Leckerli versteckt ist.
Mit dem Sinken der Sonne kommen die Kribbelmücken, ich denke noch, ach das ist vorbei wenns dunkel wird, aber … die Ablösung in Form von Mückenschwärmen lässt nicht lange auf sich warten, also baue ich geben halb zwölf Uhr nachts noch das Zelt zum Mückenschutz auf. Ich schlafe nicht ganz so gut, weil Auri immer mal wieder laut aufstampft und das direkt neben uns.

Wer nicht lesen mag - schaut sich das Video an 🙂

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Sonne, Felder , Mohn und Meer

Der nächste Morgen begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein. Auri lässt sich geduldig bepacken und losgeht es auf dem Reitweg. Zunächst ein paar Asphalt Kilometer auf schmalen Wegen mit wenig Verkehr, dann kommen wir ans Meer. Hier möchte ich gerne eine Rast machen, aber wie so oft klappt das nicht, zu viele Bremsen sind in der Nähe des Wassers unterwegs. Wir schlendern also weiter und genießen den Ausblick (also ich genieße den Ausblick, die Hunde schnüffeln und Auri, hm weiß auch nicht, was die sich so anschaut).
Der Weg mach heute zwei Schleifen die man perfekt abkürzen kann, diese Möglichkeit nutze ich und spare damit ca. 8 KM, wir machen also nur 18 km statt 26. Warum .. weil doch viel Bremsen unterwegs sind und ich die Idee habe, dass mein Pferd unter der Zebra Decke im Gras zufriedener ist. Und wir haben dann auch etwas mehr Zeit am Meer, den unser heutiges Ziel liegt direkt am Strand.

Die „Fast-Katastrophe“

Wir schon gegen 14.00 Uhr da. Ich packe Auri in ihre Decke ein sprüh nochmal Fliegenspray nach. Gerade bin ich dabei unsere Geraffel zu sortieren, als Auri die Weide im Galopp erkunden. Problem, es gibt nur einen dünnen Draht der auf Höhe des hochgewachsenen Grases verläuft. Ich hebe noch die Arme aber zu spät- Auri brettert durch den Zaun und verschwindet auf dem Weg. Ich überlege schnell, wo ich die letzten Pferde am Wegesrand gesehen habe, spätestens da wird sie hoffentlich anhalten – puh, das war ein ganzes Stück entfernt … Strick in die Hand, die Hunde passen auf die Sachen auf und los geht es. Ich habe Glück im nächsten kleine Ort hat man Auri abgefangen und übergibt sie mir, froh dass der Besitzer gefunden wurde. Sie hat sich Gott sei Dank nicht getan. Ich habe noch E-Band mit, weil ich ein kleines Notpaddock (nur 6×6 m) mitgenommen habe. Dieses bastel ich jetzt zusätzlich an den Zaun. Etwas später kommt Auri an den Draht und merkt, dass Strom drauf ist – jetzt ist alles gut.

Auri’s erstes Mal

Das erste Mal ist Auri am Meer. Leider sind ziemlich viele (ungefährliche) Quallen da, was mir selbst das Schwimmen etwas verleidet, aber um mit Auri ins Wasser zu gehen reicht es. Auri will aber nicht, warum auch, da gibt es ja nichts zu fressen. Nach ein wenig hin und her und nachdem sie merkt, das mein Nerven nicht aufhört, nimmt sie sich ein Herz und siehe da, so schlimm ist es nicht, es macht sogar Spaß mit dem Wasser zu spielen – ich bin happy. Jetzt chillen wir noch ein wenig und ich lasse die Drohne steigen für einen Blick von oben. Die Nach verläuft ruhig und wir schlafen sehr gut.

Ein Sack Flöhe hüten …

Das erste Stück des Weges geht am Strand entlang und führt teilweise durch dichtes Schilf. Ich denke mir, ich lasse die Hunde frei laufen, weil alles sehr eng ist. Aber Akki trödelt, also warten wir auf sie und sie muss an die Leine. Shima läuft lieb hinter her, denke ich … Shima ist im hohen Gras verschwunden. Nicht zu sehen, ich rufe nichts passiert. Also rauf aufs Pferd, von oben hat man einen besseren Überblick und siehe da, da kommt sie über die Wiese angehopst. Jetzt müssen beide an der Leine vor laufen. Der Weg ist fast völlig zugewachsen ist und kaum noch erkennbar. Nach 500 Meter wird es besser und wir sind wieder gemeinsam im Wandertempo angelangt. Es geht ein ganzes Stück direkt an der Küste entlang, und die Fliegen/Bremsen lassen uns in Ruhe, so geht es sehr entspannt weiter. Ein paar hundert Meter dürfen wird direkt auf einer Trekkerspur durch ein Feld reiten, schöner Boden zum galoppieren, die Hunde haben Hasenduft in der Nase und sind auch motiviert. In ein paar Minuten haben wir das Feld überquert und kommen ein Stück weiter an eine Bucht mit Hafen

Pause am Hafen

Hot Dog?

Hier hoffe ich auf ein Hot Dog, aber es gibt beim Hafenmeister nur ein Bier und ein leckeres Hefeteilchen für mich, Auri darf grasen. Wir haben heute morgen auch wieder einen Bogen abgeschnitten, weil mir 40 km zu lang war, mit Blick auf Wärme und Bremsen. So lassen wir es auf dem weiteren Weg gemütlich angehen. Die Wege geben es vor, v.a. Schotter und Asphalt. Gesäumt sind die Wege durch hohe Buschhecken die Blühen – Geißblatt, Rosen, Holunder – wunderschön. Die Hecken schützen auch vor Wind, das in der kalten Jahreszeit angenehm, jetzt freue ich mich über ein wenig Wind. Eine weitere Schleife bringt uns wieder ans Meer.

Pause am Strand

Soll ich uns „ausziehen“?

Es ist reizvoll, Sattel und Packtaschen Runter, Klamotten aus und ins Wasser … was hält mich ab?
Der Sand, ich habe Angst das sich Sand im Woilach verfängt und es dann Druck gibt. Und, es ist ganz schön aufwändig alles abzupacken – heute Abend sollte es auch möglich sein nochmal zu schwimmen – also wandern wir am Wasser weiter. Auri kann an einem Bachzulauf trinken und geht dort auch nochmal „bis über die Knie“ ins Wasser. Toll ist, dass fast überall am Strand Pferde erlaubt sind und es ist wirklich kaum mal jemand da.

Perfektes Wetter

Wolken, 18 Grad, wieder ein Stück Küstenweg, dann geht es in alten Buchenwald, wunderschön. Es ist Sonntag und auch andere wollen dieses schönes Stück Insel besuchen, so passieren uns auf dem Waldweg doch einige Autos. Uns stört das nicht. Wir machen immer mal wieder eine Abstecher zum Meer für eine kleine Pause. Bei 17 km Tagesstrecke haben wir viiiel Zeit. So sind wir auch schon um 12. Uhr am nächsten Shelter Stenkobbel. Auch in Strandnähe, aber … es ist kein Paddock fürs Pferd abgezäunt, das Gras besteht nur aus Binsen und Hahnenfuß – die Bremsen fühlen sich an diesem feuchten Fleckchen sehr wohl.

Planänderung

Ich rufe den Besitzer an, der sagt, seine Eltern wohnen dort und würde alles für mich organisieren, hm…. ich überlege … es ist mittlerweile ein Uhr. Ich in mir nicht sicher, ob ich hier mit Auri an den Strand darf, weil dort auch ein kleiner Campingplatz ist. Auri fühlt sich auch nicht so wohl – also entschließe ich kurzerhand, dass wir die restlichen 23 km, die für den nächsten Tag geplant sind noch dran hängen.
So kühl wie es am morgen war, so warm wird der Nachmittag. Akki möchte öfter mal eine Pause machen aber Shima und Auri wollen lieber weiter gehen, so muss ich immer ein wenig vermitteln, dass alle zufrieden sind. Ein paar Kilometer vor dem Ziel hat Auri Durst, genau richtig komme ich an einem Hof vorbei, wo gerade die Outdoor-Schweine getränkt werden. Auri bekommt auch einen Eimer ab und schaut sich die Ferkel interessiert an.
Frisch gestärkt machen wir uns auf die letzten Kilometer. Um sieben sind wir wieder in Mjanghoj angelangt. Hier darf Auri ein wenig ausruhen und ich koche mir erst mal einen Kaffee.
Um acht lade ich auf und wir kommen problemlos in einem Rutsch bis nach Hause. Was für eine schöne Tour.

Die Strecke

Eine tolle Kombination aus Wanderreiten und Strandurlaub. 100 km. Man kann die Streckenabschnitte so einteilen, dass man gegen Mittag am Ziel ist, dann hat man den Nachmittag für die Erholung. Neben Sheltern gibt es auch Zeltplätze und Bed&Brekfast Unterkünfte.
Je nach Ambition sollte man 3-5 Tage einplanen, ggf. noch eine Anreisetag dazu.

Pro’s

Strand + Meer – viele Pferdestrände.
Durchgängig markiert (Achtung, manche Markierungen sind nicht eindeutig oder fehlen)
Kostengünstig, wenn man in den Sheltern übernachtet.
Rastplätze mit Anbindebalken in regeläßigen Abständen.
Ideal um sich an das Autonome Wanderreiten heran zu tasten.

Con’s

Viel Asphalt und Schotter, d.h. wenig gute Strecken für längere Trab oder Galoppreprisen. Hufschutz auf jeden Fall erforderlich.

Informationen

Her findet man alle Informationen zu den Unterkünften und die Route. Zusätzlich gibt es eine App, leider nur auf Dänisch.

Infos zur Strecke

 

Über den zweiten link kann man sich eine kleine Broschüre auf Deutsch bestellen.

Facebook – auf Dänisch:

https://www.facebook.com/Riderute-Als-351250281715949

 

 

Shelter die ich besucht habe.

Mjanghoj: Shelter direkt am Hof. Heu vom Hof erhältlich, Wasser 20 m am Hof. Hier kann man seinen Anhänger gut lassen.

Sandvig: Direkt am Strand gelegen (dort gibt es eine Toilette), Wasser am Shelter, kein Heu aber eingezäuntes Weidestück (dünner, wenig sichtbarer Draht mit Strom)

Havnbergskov: Schön geschützt am Wald geegen, Hof ca. 100 m entfernt, hier kann man Trinkwasser und ggf Heu erhalten. Wasser für die Pferde am Shelter, kleines Plumpsklo im Wald.

Stenkobbel: Man muss vorher anfragen, damit ein Stück Weife eingezäunt wird – feuchtes Stück mit vielen Bremsen. Man kann die Einrichtungen des Campingplatzes nutzen. Strandnähe.

Gut zu wissen

Wenn man aus Deutschland einreist, braucht man ein Gesundheitszertifikat, dies bekommt man bei einem örtlichen Veterinäramt. Meist kann man es online anmelden und kurz vor Abreise kommt dann der TA mit dem Zertifikat. Das Zertifikat hat eine Gültigkeit von 10 Tagen und reicht dann auch bei der Rückreise nach Deutschland. Bei mir wurde es nicht kontrolliert, ich konnte so durch die Grenze fahren.

Route auf Komoot